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Schwester Joela KrügerEvangelische Marienschwesternschaft e.V.

NICHT FURCHT, SONDERN GOTTESFURCHT

Ein Schlüssel zum Umgang mit Katastrophen

Katastrophen häufen sich. Naturgewalten schlagen unberechenbar zu. Zusammenbrechen der Infrastruktur: ohne Straßen, ohne Wasser, ohne Strom – Obdachlose, Traumatisierte, Waisen, Witwen, vernichtete Existenzgrundlage gehören zu den Folgen. Oftmals trifft es die ärmsten Länder.

Doch auch die „reichen“ bleiben nicht ausgespart. Katastrophen treten auch da auf, wo man bisher ganz sicher war: So etwas kann bei uns nicht passieren! Doch es passiert. Täglich ist davon zu hören und zu lesen: fortgesetzte Eingriffe ins Ökosystem – verheerende Zunahme der Schadstoffbelastung – Klimawandel und vieles mehr. Internationale Konferenzen sind angesagt – jahrzehntelang Versäumtes soll nachgeholt werden. Aber die Schuldfrage bleibt ungeklärt.

Gleichzeitig sind gewaltige Fortschritte zu verzeichnen. Ein beispielloses Informationsnetzwerk lässt die Nationen zur „Dorfgemeinschaft“ zusammenschrumpfen. In der westlichen Welt ermöglicht eine nie gekannte Autonomie, das persönliche Leben neu zu bestimmen. Die naturgegebene Identität von Mann und Frau, Vater und Mutter, wird zur verfügbaren Option erklärt, die sexuelle Identität kann den eigenen Wünschen entsprechend definiert werden. Ob Kinder gewollt oder nicht gewollt sind – ob sie auf natürlichem Weg empfangen oder „in vitro“ gezeugt – für verbrauchende Embryonenforschung genutzt – geboren oder nicht geboren werden – beinahe alles unterliegt menschlicher Kontrolle….

Auffallend ist, dass bei allem wissenschaftlichen Fortschritt ein Bereich ausgeklammert bleibt: Das Wetter ist nicht in den Griff zu bekommen. Ob Gott sich diesen Bereich vorbehält, um uns zum Nachdenken zu bringen? Inmitten der Erfolge des autonom gewordenen Menschen fehlt fast durchweg der Aufschrei des Gewissens.

Die Zehn Gebote vom Sinai wurden weitgehend abgeschafft, und das Gewissen hat sich abgewöhnt zu reagieren.

Wenn wir unser Gewissen nicht vollends zum Schweigen bringen, wird es uns in den sich häufenden Nöten vielleicht Zusammenhänge zeigen und uns an das Gebot erinnern: „Du sollst nicht töten.“ Dieses Gebot wird nicht nur millionenfach übertreten, sondern Töten vielfach sogar zum Menschenrecht erklärt. Und wir alle müssen innewerden und erfahren, was es für Jammer und Herzeleid bringt, den Herrn, unseren Gott, zu verlassen und ihn nicht zu fürchten (vgl. Jer. 2,19). Das Gesetz von Saat und Ernte bleibt bestehen. Und wir werden die Ernte vor Augen sehen, wenn wir mehr und mehr Tod und Zerstörung miterleben und miterleiden müssen.

Zu diesem Thema hat Mutter Basilea Schlink, Gründerin der Evangelischen Marienschwesternschaft, vor Jahren etwas geschrieben, was jetzt neu zur seelsorgerlichen Hilfe werden könnte:

Gott wartet darauf, dass unsere Furcht vor Naturkatastrophen sich in Gottesfurcht wandelt, in Ehrfurcht vor dem Ewigen, dessen Geschöpfe wir sind. Ob bisher schon betroffen oder noch nicht – wir alle müssen erfasst und erschüttert werden von Gottes Heiligkeit. Dann werden wir uns nicht mehr vor Tod, Leiden und Verlusten fürchten, sondern vor ihm und seinem Zorn, und dem Allmächtigen mit Ehrerbietung begegnen.

Wo ist deine Ehrfurcht? Das ist die existenzielle Frage Gottes an uns in dieser Zeit. Das Gebot der Gottesfurcht durchzieht alle Bücher der Bibel im Alten wie im Neuen Testament.

Groß und allmächtig ist er! Man möchte fliehen vor dieser Majestät, dieser Allgewalt, die den Erdkreis beherrscht. Er ist der unsterbliche Gott – er, der ist und war und bleibt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Alle Menschen aber müssen sterben, auch die Mächtigen der Erde und die Stifter und Gründer der Religionen. Gott allein hat Macht und Gewalt über Tod und Leben, über das ganze Weltall. Alles, was lebt, hat er geschaffen, von der kleinsten Blume bis hin zum Menschen, und der Kosmos ist seiner Hände Werk.

Voll Ehrfurcht beschreiben die Psalmen Gottes Größe :

Herr, Gott Zebaoth, wer ist wie du ? Mächtig bist du, Herr, und deine Treue ist um dich her.
Du herrschest über das ungestüme Meer, du stillest seine Wellen, wenn sie sich erheben.
Himmel und Erde sind dein, du hast gegründet den Erdkreis und was darinnen ist.

Du hast einen gewaltigen Arm, stark ist deine Hand, und hoch ist deine Rechte.
Gerechtigkeit und Gericht sind deines Thrones Stütze, Gnade und Treue gehen vor dir einher.
Ps. 89,9–10.12–15

Gott bezeugt sich selbst durch seinen Knecht Mose :

Sehet nun, dass ich’s allein bin und ist kein Gott neben mir! Ich kann töten und lebendig machen, ich kann schlagen und kann heilen, und niemand ist da, der aus meiner Hand errettet. 5. Mose 32,39

Vom Lobpreis seiner Herrlichkeit sind die Himmel erfüllt. Die Anbetung um seinen Thron nimmt kein Ende.

Herr, unser Gott, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen waren sie und wurden sie geschaffen. Lob und Ehre und Weisheit und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unserm Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Offb. 4,11; 7,12

Welch ein Gott ist unser Gott! Unvergleichlich ist er. Das All ist ihm untertan – die Erde ist der Schemel seiner Füße, mehr nicht (Jes. 66,1). Sollten wir uns nicht fürchten vor diesem gewaltigen Gott? Wenn wir nicht anders können, als uns vor seiner Größe zu Boden zu werfen, dann widerfährt uns die Gnade, dass in unseren Herzen die Furcht des Herrn geboren wird.

Es genügt nicht, in der Bibel Bescheid zu wissen und mit dem Verstand zu erkennen, dass Gott lebt. Nein, mit unserem ganzen Sein müssen wir ihn erfassen und die richtige Herzenseinstellung ihm gegenüber haben.

Alles hängt für uns davon ab, ob wir unser Leben in Gottesfurcht verbringen. Darin liegt unsere Rettung für Zeit und Ewigkeit, besonders jetzt in der Endzeit, wenn uns bald die Leiden überfluten werden. Das zeigt uns der Herr ganz klar in Offenbarung 14,6–7. Ein ewig gültiges Evangelium soll allen, die auf Erden wohnen, verkündet werden – allen Nationen, Stämmen und Sprachen und Völkern:

Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre; denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen!
Und betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und die Wasserquellen!

Das ist das Evangelium, das Gott unserer Generation heute verkündigen lässt! Wir sollen ihn fürchten und ihm die Ehre geben, und zwar schon bevor seine endgültigen Gerichte hereinbrechen. Denn nur als Gottesfürchtige können wir vor Gott bestehen. Sobald wir gegen Schweres, das er uns schickt, rebellieren, öffnen wir Satan, dem Gegner Gottes, Tür und Tor. Er ist ein Rebell von Anfang an und will auch uns zur Rebellion verleiten.

Nach der Furcht Gottes gilt es um jeden Preis zu trachten. Das haben wir Christen oft ganz vergessen, und die Botschaft von der billigen Gnade hat viele sicher gemacht. Zittern wir noch davor, dass wir einst vor den allmächtigen, großen Gott treten müssen, der unser Richter ist und vor dessen Augen alle unsere Sünden offenbar sind?

Wenn er uns warnt, geschieht es aus Liebe, denn er will gerade verhindern, dass uns das Gericht trifft für Zeit und Ewigkeit. Wie abgrundtief diese Liebe ist, hat sich vor Himmel und Hölle erwiesen, als Gott seinen eingeborenen Sohn für uns dahingab (Joh. 3,16), auf dass wir „alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus“ würden (Gal. 3,26) – seine Kinder, die er innig liebt und darum retten will.

Ja, Gottes Macht und Größe gehören zusammen mit seiner Liebe, die sein ureigenstes Wesen ist. Wenn wir uns vor Gott Vater beugen und ihm nahen, ihn anrufen durch unseren Herrn Jesus Christus, dann erfahren wir seine unbegreifliche Liebe und Treue. Es muss sich gewissermaßen die Waage halten, dass wir als Sünder tief gebückt vor dem heiligen Gott liegen und zugleich als liebende, vertrauende Kinder zum Vater kommen. Das eine ist vom anderen nicht zu trennen, weil in Gott selbst Heiligkeit und Barmherzigkeit ineinander übergehen. Seine Herrlichkeit, seine Gerechtigkeit und Hoheit, seine Allmacht und Größe vereinen sich mit seiner Gnade, Geduld, Treue, Güte und seiner sich zu uns herabneigenden Vaterliebe.

Zum wahren, gesunden und innigen Verhältnis der Seele zu Gott gehört dieser Spannungsbogen von Gottesfurcht und Kindesstand. Das Neue Testament sagt uns beides, dass wir demütig zu sein und uns vor dem Allerhöchsten zu fürchten haben, denn : „Schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen“ (Hebr. 10,31) – und dass wir ihn, unseren Vater, als seine Kinder innig lieben und ehren sollen, mit allem zu ihm kommen, ihm gehorchen und grenzenlos vertrauen, wie geschrieben steht: „Ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater!“ (Röm. 8,15)

Wenn wir dieses Verhältnis zu Gott gefunden haben, werden wir die selige Entdeckung machen, dass wir die Sünde nicht mehr knechtisch aus Furcht vor der Strafe scheuen – wir hassen und meiden sie aus der Furcht, Gott zu betrüben, den wir doch so sehr lieben. Wenn wir Gott wirklich als den allmächtigen Herrn und liebenden Vater erkannt haben, sind wir in der rechten Herzenshaltung:

Wer ist wie Gott !
Ich bin ein Nichts –
aber sein Kind bin ich doch !

Mitten in den Nöten und Auseinandersetzungen unserer Tage will Gott uns ganz neu begegnen. Er hat in allen Leiden, Ängsten und Schrecken ein Hilfs- und Rettungsangebot für uns bereit. In der Heiligen Schrift finden wir klare Aussagen, worum es in dieser Weltenstunde geht. Denn das einzig Stabile auf unserer schwankenden Erde ist das Wort Gottes. Wer darum klug sein will, der wird seinen Standpunkt am Wort Gottes festmachen und von dort her definieren. Die Angst, zu den verspotteten Fundamentalisten zu gehören, sollte uns nicht davon abhalten. Dann werden wir unerschütterlich sein in Zeiten großer Erschütterungen.

In den folgenden Bibelversen können wir etwas von Gottes Heiligkeit und Barmherzigkeit erkennen, die uns mitten in Naturkatastrophen begegnen will.

Der Herr schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, dass er sehe, ob jemand klug sei
und nach Gott frage. Aber sie sind alle abgewichen und allesamt verdorben; da ist keiner,
der Gutes tut, auch nicht einer. Ps. 14,2–3

Sie lassen sich nichts sagen und sehen nichts ein, sie tappen dahin im Finstern. Darum
wanken alle Grundfesten der Erde. Ps. 82,5

Wenn meine Zeit gekommen ist, werde ich recht richten. Die Erde mag wanken und alle,
die darauf wohnen, aber ich halte ihre Säulen fest. Ps. 75,3–4

Wir warten auf dich, Herr, auch auf dem Wege deiner Gerichte. – Denn wenn deine
Gerichte über die Erde gehen, so lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit.
Aus Jes. 26,8–9

Sei mir gnädig, Gott, sei mir gnädig ! Denn auf dich traut meine Seele, und unter dem
Schatten deiner Flügel habe ich Zuflucht, bis das Unglück vorübergehe. Ps. 57,2

Das Wichtigste wird für uns sein, in Wahrheit zu „seinem Volk“ zu gehören – zu denen, die von ihm fasziniert sind, die ihr Leben nach seinen Maßstäben ausrichten, die sich korrigieren und zurechtbringen lassen. Darum sollte unsere Hauptbitte sein: Herr, werde du mein Alles und erwecke mein abgestumpftes Gewissen, dass ich sehe, was mich von dir trennt. Zeige mir, was Sünde ist in meinem Leben – damit ich neu Vergebung empfange und in Wahrheit von deiner Barmherzigkeit lebe.

Aus der Schrift “Nicht Furcht, sondern Gottesfurcht” mit Auszügen aus:
WENN GOTT AUS SEINEM SCHWEIGEN TRITT, von M. Basilea Schlink
Einleitung und Schluss von Schwester Joela Krüger

Die Broschüre ist über unseren Verlag zu beziehen.